Fachartikel

DFTA Screen V4.2 – Ist gute Qualität auch mit weniger Aufwand machbar?

von Prof. Dr. Martin Dreher

Im diesem Artikel beschreibt Prof. Dr. Martin Dreher die neueste Entwicklung aus dem DFTA-Technologiezentrum, mit der es seiner Meinung nach gelingen kann, den Flexodruck mit vereinfachten Mitteln noch schlagkräftiger und günstiger zu machen.

Was machen Rasterungen für den Flexodruck so bedeutsam?
Der Flexodruck verwendet weichelastische Druckformen, die naturgemäß im Druckspalt verformt werden. Dadurch ergibt sich eine kaum vermeidbare Verbreiterung der Druckbildelemente, hauptsächlich wahrzunehmen in den kleinsten Rasterpunkten. Diese erhalten oft eine beträchtliche Größe, womit der visuell wahrgenommene Sprung zwischen Papierweiß und diesen kleinsten zu druckenden Rasterpunkten sehr deutlich wird. Fotografische Bilder leiden oft hierunter, weil sich starke Kanten in den zarten Tonwerten des Motivs herausbilden oder aber, wenn dieser kleinste zu druckende Rasterton das Papierweiß ersetzt. Durch die geschickte Gestaltung der verwendeten Rasterung kann dieser kleinste zu druckende Rasterton deutlich gesenkt werden, so dass Fotografien harmonischer und kontrastreicher dargestellt werden können. Der neue DFTA Screen in der aktuellen Ausbaustufe V4.2 leistet das.

Wie wirkt sich der DFTA Screen V4 auf die Bildbearbeitung aus?
Die spezielle Gestaltung des DFTA Screen V4, die die weitgehend lineare Abbildung der hellsten Tonwerte in einem Foto gewährleistet, erweist sich als besonders wirkungsvoll in Hinblick auf die Bearbeitung von Bilddatenbeständen. Wo bei der Anwendung von konventionellen Rasterungen noch sehr viel Aufwand in die Retusche der Bilder gesteckt werden muss, um Kanten in den hellen Bereichen zu vermeiden oder zu verstecken, kann jetzt mit nahezu »naturbelassenen« Dateien gearbeitet werden. Das verkürzt die Bearbeitungszeiten, erspart die Notwendigkeit zum Aufbau von entsprechendem Spezialwissen und senkt damit letztendlich die Kosten. Bilddaten werden heute von den Auftraggebern überwiegend so erzeugt und bearbeitet, als würde der Druck im Offsetverfahren erfolgen, weil dieser die etablierte Referenz ist. Mit Anwendung des DFTA Screen V4 können diese Daten weitestgehend direkt in den Flexodruck übernommen werden, ohne dass mehrstündige Retuschearbeiten und anderweitige Bearbeitungen notwendig wären.

Was ist an der DFTA-Rasterung anders?
Der DFTA Screen V4 hat viele Gemeinsamkeiten mit bekannten und kommerziellen Rasterungen vergleichbarer Art. Er ist ein so genannter amplitudenmodulierter Raster mit zirkularer Punktform. Auf den ersten Blick hat man hier also kreisrunde Rasterpunkte verschiedener Größe vor sich. Spezielles Know-how ist im Vergleich zu anderen Rastern jedoch in die Wachstumsstrategie der Rasterpunkte eingeflossen. Hiermit wurde in der Entwicklung einerseits sowohl der so genannte Bump-Up in den Raster selbst eingebaut, als auch für die mechanische Stabilität der kleinsten Punkte gesorgt. Der Gradatationsverlauf seiner Drucke ist im Lichterbereich weitgehend linear, weswegen die Übernahme von Bilddatenbeständen aus Nicht-Flexodruck-Workflows deutlich erleichtert wird. Fortschrittlichste Erkenntnisse sind insbesondere in die Kombination der verschiedenen Rasterwinkelungen eingeflossen. Die unvermeidbaren so genannten Rasterrosetten sind beim DFTA Screen V4 besonders harmonisch und damit störungsfrei im Bild. Die Rasterfeinheit ist heute zu einem wichtigen Kriterium in der Qualitätsbeurteilung geworden. Kunden gehen (nicht ganz zu Recht) davon aus, dass erst eine Feinheit der Rasterung oberhalb von 60 Linien pro Zentimeter eine hohe Druckqualität ermöglicht bzw. manifestiert. Die Feinheit des DFTA Screen V4 beträgt ca. 63 Linien pro Zentimeter, womit solche Erwartungen also erfüllt werden können.

Die Vorteile des DFTA Screen V4 erstrecken sich über mehrere Bereiche. Betrachten wir zunächst die Repro. Durch die in den Lichtertonbereichen lineare Abbildungscharakteristik dieses Rasters (im Druck) lassen sich unerwünschte Kanten ohne jegliche Gegenmaßnahmen vermeiden. Bilddaten müssen daher kaum noch angepasst, also retuschiert werden. Die Übernahme von Bilddaten aus anderen Druckverfahren wird bedeutend erleichtert und das Farbmanagement kann besser wirken. Bereits moderate Korrekturen der Druckkennlinien bringen den Druck sehr nahe an den üblicherweise als Referenz verwendeten Offsetdruck heran, ohne dass bis dahin Farbmanagement überhaupt eingesetzt werden müsste.

In der Druckformherstellung bietet der DFTA Screen V4 den Vorteil, den so genannten Bump-Up schon »mitzubringen«. Dieser muss also nicht extra angewendet werden. Außerdem wird mit einer konservativen Bildauflösung gearbeitet, so dass die Dateien der Farbauszüge klein bleiben und die Verarbeitung schnell vonstatten geht. Die Bebilderung der Druckformen erfolgt mit der gewohnt hohen Geschwindigkeit. Im Druck funktioniert der DFTA Screen V4 nach bisherigen Erkenntnissen mit Rasterwalzen moderater Feinheit, erfordert also nicht unbedingt extrem hoch linierte Rasterwalzen. In der Kombination mit Druckplatten besonders hoher Farbübertragung, die heute verfügbar sind, kann die Montage eine Stufe weicher erfolgen als sonst üblich, womit außer der Druckkennlinie auch die Bildung von Querstreifen und der Verschleiß von Druckformen und Druckmaschine optimiert wird. Nach meinen bisherigen Erkenntnissen läuft der DFTA Screen V4 in der Produktion länger sauber und gleichmäßig als vergleichbare Produkte.

Was hat das mit HD Flexodruck zu tun?
HD Flexodruck ist ein leider etwas unscharf definierter Begriff, der in zahlreichen verschiedenen Varianten verwendet wird. Allen gemeinsam ist jedoch, dass man damit eine neue Qualitätsstufe des Flexodrucks benennen möchte, die seit ca. 2009 erreicht werden kann. Durch verschiedene Maßnahmen, die sich je nach Technik der Druckformherstellung durchaus stark voneinander unterscheiden können, konnten deutliche Verbesserungen im Druck von fotografischen Abbildungen und sonstigen grafischen Elementen des typischen Verpackungsdrucks erzielt werden. Der DFTA Screen V4 ermöglicht einen Eintritt in die Qualitätsliga »HD Flexodruck«. Insofern kann man ihn als weitere Technologie zur Bereicherung dieser Spielklasse betrachten, jedoch ist seine Zielsetzung ausdrücklich nicht die, die etablierten Techniken dieser Liga infrage zu stellen. Der DFTA Screen V4 soll vielmehr denjenigen den Zutritt ermöglichen, die sich die oft etwas kostspieligeren Techniken dieser Spielklasse ansonsten nicht leisten können oder wollen. Die besagten anderen Techniken ermöglichen jedoch einen deutlich höheren Grad an Automatisierung als es bei der Anwendung des DFTA Screen V4 gegeben ist.

Was heißt »Der DFTA-Screen V4 kann mit üblichen Bordmitteln verarbeitet werden«?
Eine Reihe von Neueinführungen hinsichtlich der Techniken der Druckformherstellung haben in den letzten Jahren erhebliche Investitionen erforderlich gemacht. Viele Druckformhersteller konnten diesem Trend folgen und haben die entsprechenden Investitionen inzwischen getätigt. Dagegen ist nichts einzuwenden! Es gibt jedoch mindestens noch ebenso viele, die beispielsweise nicht in die hochauflösenden Bebilderungssysteme investieren wollten oder nicht gewillt sind, die teils stark verlängerten Bebilderungszeiten hinzunehmen. Hier wird nun der DFTA Screen V4 besonders interessant, weil er diese Firmen mit moderaten Mitteln, eben mit »Bordmitteln«, in die Liga des HD Flexodruck bringen kann.

Konkret kann der DFTA Screen V4 trotz einer Bebilderungsauflösung von »nur« 2540 dpi verarbeitet werden. Zur Erzeugung der die Bebilderung steuernden Matrix-Datei, die letztlich die eigentliche Rasterung enthält bzw. definiert, kann gängige Standard-Software eingesetzt werden. Alles in allem handelt es sich um vergleichsweise konservative Werkzeuge, die sich »jeder« leisten kann. Fairerweise muss jedoch eingeräumt werden, dass der Steuerungsaufwand etwas höher ist als bei den hoch automatisierten anderweitigen Systemen, die gemeinhin unter HD Flexodruck zusammengefasst werden. In der Entwicklung wurde darauf Wert gelegt, dass der DFTA Screen V4 mit vergleichsweise »groben« Rasterwalzen erfolgreich eingesetzt werden kann, also keine besonders feinen Rasterwalzen oder sonstige Sonderkomponenten benötigt. Im Umkehrschluss heißt das, dass Druckereien, die heute Rasterfeinheiten von 48-54 Linien pro Zentimeter verarbeiten sofort in der Lage sein sollten, diesen neuen Raster mit der Feinheit von 63 Linien pro Zentimeter einzusetzen.

Geeignet für den Wellpappendruck?
Der DFTA Screen V4 wurde bisher für den Druck auf Folie und verschiedene mehr oder weniger raue Kartons eingesetzt. Er hat dabei in jedem Fall seine herausragende Stärke bewiesen. Der Einsatz im Wellpappendruck fand bisher noch wenig statt, es ist jedoch davon auszugehen, dass dies überall dort erfolgreich geschehen kann, wo man jetzt schon für das Drucken von Rasterungen in der Feinheit von ca. 50 Linien pro Zentimeter ausgerüstet ist. Vorläufer der aktuellen Version wurden bereits sehr erfolgreich im Wellpappendruck eingesetzt.

Was muss ich in meiner Druckmaschine ändern?
Wie oben bereits geschildert wurde der DFTA Screen V4 extra für die Anwendung mit »Bordmitteln«, also verbreiteten Komponenten ohne besonders hohen Anspruch konzipiert. Insofern sollte es in der Druckmaschine auch meist ohne Veränderungen vonstatten gehen. Besonders gilt dies im Hinblick auf die einzusetzenden Rasterwalzen, die eben nicht neu gekauft werden müssen, insofern sie heute für einen Raster im Bereich von 50 Linien pro Zentimeter geeignet sind. Ebenso sollte es keine Änderungen an der Druckfarbe geben müssen. Bei den Schaumklebebändern für die Montage der Druckplatten und bei dem für die Druckplatten eingesetzten Material sollten jedoch Anpassungen vorgenommen werden, wenn man das maximale Potenzial dieser Rasterung ausschöpfen möchte. Hinsichtlich des Materials für die Druckform sollte ein digitales Fotopolymer gewählt werden, das eine hohe Übertragung an Druckfarbe und ein besonders glattes Liegen auch ohne hohe
Druckbeistellung ermöglicht. Solche Materialien sind verfügbar. Und hinsichtlich des Schaumklebebandes empfehle ich abweichend von heutigen Richtlinien die Wahl einer weicheren Stufe. Das vermindert den Verschleiß in der Druckmaschine und die Neigung zur Bildung von Querstreifen im Druckbild.

Fazit
Der DFTA Screen V4 versetzt uns im DFTA Technologiezentrum heute in die Lage, ganz normale Offset-Dateien direkt und ohne die übliche Bearbeitung in den Flexodruck zu übernehmen. Dies ist hauptsächlich der linearen Abbildungscharakteristik im Lichtertonbereich zuzuschreiben. Die Anwendung ist unkompliziert und lediglich mit minimalen Anpassungen in Druckformherstellung und in der Druckmaschine verbunden. Das DFTA Technologiezentrum hat entsprechende Musterdrucke erstellt und wird diese in der nächsten Zeit zur erweiterten Bewerbung des Druckverfahrens »Flexodruck« bei den Markenartikelunternehmen verwenden.

 


Das DFTA-Technologiezentrum

Im DFTA-Technologiezentrum an der Hochschule der Medien in Stuttgart arbeiten Experten an der Zukunft des Flexodrucks. Schwerpunkt sind anwendungsbezogene Forschungen sowie die Aus- und Weiterbildung auf dem Gebiet des Flexodrucks in der integrierten DFTA Flexodruck Akademie.

Alle Informationen zum DFTA-Technologiezentrum finden Sie hier.

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